Berührung und Dankbarkeit

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Es bleibt so wundervoll warm.
Die Welt erscheint in einem sanft sonnigen Licht, und spürbar streckt sich jede Nase, jeder Halm dieser Wärme entgegen.
Die Frühblüher scheinen im Zeitraffer zu wachsen, und die Schafweide, die so kahl da lag, zeigt sich ganz langsam mit grünem Flaum.
Am Morgen sitze ich auf der kleinen Bank am Haus.
Mein Mann hat mir einen perfekten Milchkaffee zubereitet, nachdem ich vom Hunde- Spaziergang zurück kam.
Eingehüllt von Vogelgezwitscher genieße ich ihn Schluck für Schluck, während die wundervolle Sonne die Szenerie in warmes Licht taucht.
Die Kissen auf den beiden Holzstühlen gegenüber, die ich so liebe, habe ich gestern erstmalig nach draußen geholt.
Gerade springt Kater Paul dahinter auf das Mäuerchen und schlupft dann unter der Buchenhecke durch, schleicht auf die Wiese, im Morgenlicht badend.
Neben mir der herzallerliebste Anblick der Schachbrettblume, die ich zusammen mit einem Vergissmeinnicht und einer Belli gepflanzt habe.
Die zarten Blüten schimmern, und ihr Ebenbild findet sich als Schattenspiel auf der Klinkerwand unseres Hauses wieder.
Welch wundervoller, vergänglicher Zauber.
Bald wird die Schachbrettblume nah des Teiches wieder auftauchen – einst ein Geschenk einer lieben Kollegin.
Letztes Jahr überraschte sie mich mit ihrem Erscheinen – ich hatte gar nicht mehr an sie gedacht.
Ihr widmete ich letztes Frühjahr ein Kapitel dieses Blogs, berührt von ihrem Dasein.
Demnächst werde ich auch all die Frühblüher, die gerade unsere Töpfe und Pflanztröge zieren, in den Garten auswildern.
Auf dass sie ab dem nächsten Jahr erneut wachsen, sich dem Jahreslauf hingeben.
Am Treppenaufgang wächst, wie jedes Jahr, ein Büschel Schneeglöckchen.
Wie wenig es braucht, um zu gedeihen.
Wie bescheiden, und zugleich voller Kraft und Schönheit.
In einer Zinkwanne entdecke ich etwas Überraschendes: da wächst ein Strunk Rhabarber!
Unglaublich, dass er es geschafft hat, den Winter hier zu überstehen.
Krokusse bilden ein kleines Meer aus Farben und zieren wie immer im März unsere kleine Auffahrt.
Wenn wir ankommen, halten wir immer kurz inne, um diese Augenweide zu betrachten.
Im Garten ist nun das gelbe Krokusbüschel aufgeblüht.
Welch pure Freude am Treppenaufgang, so voller Leuchtkraft und Fröhlichkeit!
Vereinzelt entdeckst Du auch Krokus-Solitäre.
Auf der Wiese, auf der die Hunde tollen, haben sich einige wenige Willensstarke halten können, den kleinen Pfoten zum Trotz.
Ein Krokus berührt mich besonders.
Als ich unsere vielen Treppen zum Haus hoch laufe, sehe ich ihn auf einer Stufe liegen.
Wie schade, denke ich.
Ich möchte ihn aufnehmen, um ihn in eine kleine Vase zu stellen.
Und erkenne: er liegt dort nicht lose.
Er wächst hier.
Auch wenn sein Stängel offenbar verletzt ist, wohl durch ein unabsichtliches Darauf-Treten, blüht er noch immer.
Welch Kraft, welch Lebensmut.
Ich bin tief berührt.
Wann immer mein Mann und ich die Treppen gehen, achten wir auf ihn.
Und nehmen seine Botschaft mit.
Auf dem Tisch, an dem wir später draußen ein Stück Kuchen essen, liegt ein Bällchen aus Moos, Colliehaaren und Fasern
- vermutlich auf dem Weg zum Nest verlorengegangen, im Anflug auf unsere Dachziegel auf der Südseite,
unter denen jedes Jahr die Spatzen brüten.
Die Tiere suchen sich ein Ruhe-Plätzchen.
Katze Lisa träumt auf der Fensterbank.
Katze Susi schläft gerade im Haus, aber dort, wo die Sonne durchs Fenster auf den Schreibtisch meines Mannes scheint.
Wir haben hier natürlich extra für sie eine Decke hingelegt...
Es ist im Moment ihr Lieblingsplatz.
Und ich lese nun im Liegestuhl ein Buch - wie unglaublich wohltuend!
Neben mir entspannen Axel und Betti, lassen den warmen Wind über sich streichen.
In der Buche hinter dem Backhäuschen sitzt wieder ein Star.
Jeden Tag lässt er sich dort nieder, um dann, erst leise, dann kraftvoller, sein ganzes Töne-Repertoire abzuspielen.
Manche Laute erinnern mich an elektronische Signale, als untermale er einen Film mit Außerirdischen, die ein Sender empfangen kann.
Oiiiuiieiii - quiiietsch - doiiing...
Selbst von Weitem glänzt sein lackschwarz-gepunktetes Gefieder im Sonnenschein.
Auf der Seite nach Osten ist der restliche Schwarm.
Ich fühle mit dem Einzelgänger, bin ich selbst doch auch gerne allein.
Seine Vogelkollegen, die Spatzen, genießen derweil eine andere Aktivität:
Sie baden in einem Maulwurfshügel nah der Hecke.
Immer und immer wieder scheinen sie in die trockene Erde einzutauchen, herrlich anzusehen.
Ein kleines Spatzen-Spaßbad!
Neben mir trocknet unsere Wäsche.
Betti jagt gerade eine Biene - und kurz darauf den ersten Schmetterling, den ich in diesem Vorfrühling sehe, ein Zitronenfalter, der das Sonnenlicht einfängt.
Am Nachmittag setze ich mich zu unseren Schafen.
Ich bin noch beseelt von dem Buch, das ich eben las, und das von intuitiver Tierkommunikation handelt.
Ich kann die Inhalte so gut nachvollziehen, und fühle mich heute irgendwie noch mehr bei unseren Tieren angekommen, ihnen ganz besonders nah.
Schafmädchen Bambi,  immer etwas auf Abstand, blinzelt zu mir.
Und ich sende ihr meine Gedanken, meine Wärme, meine Liebe.
Ich schicke ihr Botschaften, dass sie mir wichtig ist, und ich mir so wünsche, dass sie mir vertraut.
Ich genieße, dass sie in der Nähe ist - und was geschieht?
Sie kommt.
Sie schnuppert an meinem Gesicht, unendlich sanft.
Reibt ihren Kopf an meinem, verharrt.
Lässt ihre Wange an meiner ruhen.
Danke, danke, danke, sage ich ihr, und fühle tatsächlich eine überwältigende Dankbarkeit für sie.
Es bedeutet mir so viel, dass sie, endlich, jetzt, mir ihre Verbundenheit schenkt.
Und damit auch Zuversicht und Mut, mich selbst zu öffnen.
Ich spüre so stark ihre Nähe, ihre wunderschöne Seele.
Die Abendsonne sinkt hinter der Buche, die ihre feinen Zweige ausstreckt, an denen zarte Blatt-Knospen sitzen.
Der Tag geht zur Neige, und ich fühle mich erfüllt, innerlich reich.
Weitere Beiträge aus Jahreszeit Winter
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Sonnenleuchten, Schafkuscheln und Katerfrohsinn

Es ist Karneval, und die Sonne scheint. Welch Glück für alle Jecken! Wir sind lieber Zuhause, genießen hier das fantastische Wetter. Und unsere Ruhe... Als ich bei den Schafen bin, wehen einzelne Klänge des Rosenmontag-Umzugs herüber, und ich stelle mir verkleidete Kinder vor, die sich über die Kamellen freuen. Ich setze mich auf die Holzpfosten, die hier am Rand der Weide noch gestapelt sind, und strecke das Gesicht in die Sonne.

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Blüten, eine Biene und Zuversicht

Was für ein Tag! Nach einem sanften nächtlichen Regen erscheint der Morgen wie reingewaschen. Die Luft ist frisch und klar - und wunderbar mild. Schon früh wärmen die Sonnenstrahlen, scheinen die Landschaft wachzuküssen.

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Ein Hauch von Weiß und Spuren im Schnee

Es schneit es erneut. Unser Grundstück ist weiß gepudert, und dazu bricht ganz wunderbar die Sonne durch. Es sieht so schön aus - und dennoch... Dennoch hätten wir so gerne Frühling, endlich... In der feinen weißen Decke kann man die Spuren des Morgens erkennen.

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Schneeglöckchen-Glück

Es ist Februar... Und jedes Jahr ist dies ein für mich besonderer Monat. Ich habe hier Geburtstag. Als meine wundervolle Omi noch lebte, hat sie mir jedes Jahr ein Sträußchen Schneeglöckchen geschenkt.

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Eine Schneedecke, dicht und wundervoll

Wir hatten hier noch nie so viel Schnee! Dicke Flocken bedecken die Landschaft, und eine weiße dichte Decke liegt auf jedem Zweig, jedem Halm. Fast unwirklich wirkt die Szenerie, so malerisch im Weiß versunken.

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Raureif-Tage

Nun hat das neue Jahr längst begonnen.. Und ich schaffe es irgendwie nicht, endlich für meinen Blog zu schreiben, die winterlichen Fotos hochzuladen. Dabei habe ich noch immer Ferien, genieße diese stille Zeit. Am frühen Morgen ist unser Dachfenster über weite Flächen weiß bedeckt. Einzelne Eiskristalle faszinieren aus der Nähe. Dahinter liegt der gefrostete Garten.

Hier ist er, mein kleiner Blog… und ich bin ein bisschen aufgeregt und gespannt, was sich ergeben wird mit diesem Anfang.

Eigentlich habe ich immer eher für mich selbst geschrieben – meine Gedanken, Gefühle notiert, in kleine Bücher, die ich irgendwo im sanften Sonnenlicht öffnete und einfach das in die Zeilen fließen ließ, was ich beobachtete, mich bewegte, beschäftigte… vor allem draußen in der Natur, in unserem Garten. Dort finde ich innere Ruhe, tanke auf, spüre all das, was mich umgibt, ganz intensiv, auch mich.

Neben dem Schreiben liebe ich es, zu fotografieren. Schon als Kind habe ich durch den Sucher geschaut – und weniger gesucht, als gefunden… Ich mag es sehr, Stimmungen einzufangen, die kleinen, feinen Augenblicke, so kostbar. Das wundersame Aufblitzen eines Eiskristalls, der Schimmer des Morgenlichts auf dem gefrorenen Teich, das überwinternde Zusammenrücken einer Gruppe Marienkäfer in unserem Gartenhaus. Es ist für mich immer wieder ein kleines Wunder, diese Ausschnitte zu entdecken, festzuhalten – mit der Kamera, vor allem im Herzen.

Und irgendwann dachte ich – warum nicht andere teilhaben lassen? Vielleicht erfreuen sich Betrachter an den Bildern, Worten… und wenn ich Glück habe, springt ein feiner Funken über.. und für einen Moment ist eine Verbindung da, ein geteilter Gedanke, ein berührendes Fühlen.

Ich habe diesen Blog „Wo sich Fuchs und Hase…“ genannt… nach dem bekannten Spruch „Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen“ – vor dem Hintergrund, dass ich auf dem Land lebe, mit meinem Mann, unseren Tieren, zwischen zwei Bauernhöfen. In unserer Zufahrtsstraße gibt es glücklicherweise keine Straßenbeleuchtung; hier sehen wir im Dunkeln in einer klaren Nacht noch wundervoll die Sterne und den Mond…und tatsächlich huscht immer einmal wieder auf leisen Sohlen ein Fuchs vorbei.

Mit etwas Glück beobachten wir Feldhasen und Kaninchen, leider viel zu wenige, die auf der Wiese nach Nahrung suchen. In meiner Vorstellung – wider besseren Wissens natürlich – leben sie in friedlicher Koexistenz; aber für einen Moment darf man ja träumen.

Auf jeden Fall erscheint mir unser Zuhause hier als eine kleine Zuflucht, etwas abgeschieden vom Rest der Welt, friedlich, ruhig, mit Unterschlupfmöglichkeiten für Wildtiere und dem Heim für uns und unsere Hunde und Katzen, mit denen wir wohnen, voller Dankbarkeit und Freude.

Vielleicht, vielleicht findest gerade einen Augenblick der Ruhe in diesem Blog, möchtest teilhaben an meinen Bildern und Worten zu meinem Erleben dieser kleinen eigenen Welt auf dem Land im Wechsel der Jahreszeiten – und spürst selbst ein bisschen Seelenfrieden, Kraft im Alltag, auch Inspiration. Das wünsche ich mir.