Der längste Tag des Jahres ist da.
Mein Mann wird zu dieser Zeit immer ein bisschen sentimental.
Er liebt den Sommer noch mehr als ich, möchte diese Zeit der Leichtigkeit festhalten.
Die Helligkeit am frühen Morgen.
Das Singen der Vögel.
Der Duft nach Lindenblüten, nach frisch gemähtem Heu.
Die lauen Abende, an denen wir gar nicht ins Haus gehen wollen.
Ich habe mir gewünscht, dass er mit geht…
Mit mir und den Hunden vor Sonnenaufgang, sodass wir den Anbruch des Sommerbeginns gemeinsam erleben können.
Und so ziehen wir heute los, streifen die Träume der Nacht ab, laufen federnd die Wiesenwege hoch durch den stillen, wundervollen Samstagmorgen.
Die Luft ist noch kühl.
Der blasse feine Mond steht wie ein Federstreich am zartblauen Himmel.
Ich bin froh, einen Pullover zu tragen.
Die Feuchtigkeit der Gräser färben meine Schuhe dunkel.
Unsere Hunde sind aufgeregt und, schnüffeln frohgemut
– aber sie verhalten sich trotz allem ruhig, als spürten sie den für uns doch etwas feierlichen Moment.
Wir erreichen die Anhöhe, blicken uns um.
Da, ein heller Fleck, das erste Stückchen sichtbare Morgensonne.
Fast unmerklich schiebt sie sich hoch, über ferne Dächer, Bäume und das Gerstenfeld vor uns.
Wir gehen den Weg am Wald zurück, verharren kurz auf der höchsten Stelle und schauen.
Da bist du, Sonne.
Am längsten Tag des Jahres.
Zum Sommeranfang.
Mich berührt dieser Augenblick, so voller goldenem Leuchten.
Leise und sanft.
So unaufgeregt, still.
Und doch für mich und uns bedeutend, berührend, voller Magie.
Wir halten unsere Hände.
Als wir den kleinen Hang hinabgehen, sagt mein Mann: „Ein Zelt!“
Oh, tatsächlich. Ich dachte erst, ich hätte mich verhört.
Es ist ein kleines blaues, und daneben parkt ein Fahrrad mit Anhänger.
Leise und mit möglichst viel Abstand passieren wir das Nachtlager.
Außer Hörweite meint mein Mann, da schlafe bestimmt eine ältere Person, denn das Fahrrad sei ein früheres E-Modell, mit einer quasi schon altertümlichen Batterieaufhängung.
Ich lache in mich hinein. Wie unterschiedlich wir wahrnehmen.
„Und da war ein Hund dabei“, ergänzt er dann, denn auf dem Anhänger habe sich eine Leine befunden.
„Es müsste ein mittelgroßer sein“.
„Zum Glück“, sage ich, denn dann war derjenige nicht allein – und beschützt.
Ich habe ewig niemanden mehr in der Natur schlafen sehen.
Als Kind durfte ich einmal im Garten meiner Tante mit meinem Cousin in einem ähnlich kleinen Zelt übernachten.
Wie aufregend!
Meine Cousine hatte eine Freundin da, die sich im Garten ebenfalls ein Zelt teilten, das allerdings viel größer und schöner war – sogar mit Fenster!
Ich vermute, wir waren ein bisschen neidisch.
Und so erklärten wir den beiden, dass sie schlechte Karten hätten, falls ein Gewitter aufziehen würde…
Denn schließlich schlägt der Blitz ja immer in das höchste Gebäude ein.
In der Nacht gewitterte es dann tatsächlich.
Und was passierte?
Die beiden schlüpften ängstlich zu meinem Cousin und mir in unser winziges Zelt.
Sogar den Hund hatten wir noch dabei.
Das war natürlich die gerechte Strafe!
Ich weiß nicht mehr, ob wir in der Enge überhaupt noch richtig schlafen konnten.
Eine andere Erinnerung kommt auf.
Ich besuchte eine frühere Studienkollegin im Odenwald – und am Abend fragte ich, ob wir nicht alle einfach draußen übernachten wollten.
Wir waren vier Leute – und packten kurzentschlossen Gymnastikmatten und Bettzeug ins Auto, fuhren los und fanden schließlich einen Platz am Hang einer Wiese.
Wie unglaublich herrlich, dort unter den Sternen einzuschlummern, den lauen Wind im Haar.
Am nächsten Morgen kroch gerade eine Nacktschnecke auf mein Kopfkissen, als ich erwachte.
Und viele Augenpaare schauten uns neugierig an!
Wir hatten uns nur wenige Meter vor einen Elektrozaun gelegt, wie wir nun feststellten – und dahinter standen jetzt mehrere Kühe, muhten und staunten.
Was für ein Aufwachen!
Unvergessen.
Als wir in die Nähe des Baches kommen, wird die Luft feucht.
In meiner kurzen Hose friere ich fast.
Wir betrachten, wie die Sonne sich höher schiebt, sich der Himmel färbt.
Auf dem Weg zu unserem Haus, der leicht bergauf geht, wird es wieder wärmer.
Die Morgensonne lugt durch unsere Kastanienzweige, gelbleuchtend.
Mein Herz ist ebenso leuchtend, so glückserfüllt.
Später, nachdem wir den Stall gemistet, neues Wasser gebracht, die Schafe und Ponys auf die Weide gelassen und unsere Hunde und Katzen gefüttert haben, fahren wir nach einer herrlichen Dusche zum Kaffeetrinken in die Stadt.
An der Kreuzung sehen wir ein Fahrrad mit Hänger - und auch von Weitem denke ich intuitiv, dass dies die Person aus dem kleinen Zelt am Wald ist. "Schau mal", mache ich meinen Mann auf ihn aufmerksam, als wir an der roten Ampel warten.
"Das ist er", erklärt mein Mann und erklärt: "Es ist die gleiche Art der Batterie."
Irgendwie ist es schön, dass wir den Naturfreund noch einmal gesehen haben - wenn auch nur aus der Ferne.
Es ist, als würde sich ein Kreis schließen, sich eine Geschichte weiterspinnen.
Er entschwindet unserem Blick.
Möge er mit seinem Hund eine wunderbare Zeit erleben, behütet und froh.
Dann wird es grün und wir biegen ab, vorfreudig unserem Frühstück entgegen.
Es ist noch nicht lange her, da meinte eine liebe Freundin, dass jetzt ein richtig schöner Altweibersommertag sei. Dieses Wort habe ich lange nicht mehr gehört - es lässt mich an silbriges Frauenhaar und glänzende Spinnenfäden denken. Ich mag beides sehr gerne - und ich finde, dass diese Bezeichnung so gut passt: zu feinen Netzen im dunstigen Morgensonnlicht oder im Abendschein schimmernd.
Die letzten Ferientage verrinnen... Ich betrachte die drei Pflanzen, die jeden Sommer bei uns im Garten verbringen, bevor sie zurück ins Klassenzimmer kommen. Ich hatte sie doch eben erst dort abgestellt..? Und die Blumen im Topf, die jetzt langsam verblühen, ihre trockenen Samenkapseln ausbilden... Ich hatte sie gefühlt doch gerade erst eingepflanzt..? Jetzt liegen erste Kastanienfrüchte auf den Autoscheiben, bedecken die bräunlich gefärbten gefingerten Blätter die Auffahrt.
Welch wundervolle Tage, angefüllt mit Sonnenschein, Wärme, Leichtigkeit. Ohne Uhr, Termine, Druck - noch sind Ferien.. Ich habe Zeit, mich an unseren Teich zu setzen, die Füße berühren das kühle Wasser. Hier ist eine ganz eigene besondere Welt. Schwalben trinken im kunstvollen Flug. Singvögel lassen sich auf dem Teichgras nieder, auf der vorsichtigen Suche nach einem sicheren Landeplatz am Wasserrand. Libellen ziehen so schnell, dass ich sie kaum mit dem Blick verfolgen kann.
Ach, ich möchte sie festhalten, diese freien Tage... Oder die Ferien wenigstens noch ein bisschen verlängern... (Wobei ich natürlich weiß, dass meine freie Zeit Luxus ist gegenüber der Anzahl der Urlaubstage anderer Menschen! Aber trotzdem...) In den Tag hinein leben.
Was für herrliche Tage. Ohne Termine, Uhr, Pläne. Einfach nur das tun, was ich mag.. und was eben erledigen ist - Tiere versorgen, ein bisschen im Haus und Garten wuseln. Alles geschieht auf ruhige, entspannte Weise. Wie wohltuend!
Oh wie herrlich, es sind Ferien! Betriebsamkeit auf den Raststätten, vollgepackte Autos und Wohnwagen. Das Wetter ist weiterhin unglaublich sommerlich. Ich bin so froh, in den Tag hinein leben zu können. Morgens: Schnell etwas überziehen, einfach ein altes Sommerkleid.



Hier ist er, mein kleiner Blog… und ich bin ein bisschen aufgeregt und gespannt, was sich ergeben wird mit diesem Anfang.
Eigentlich habe ich immer eher für mich selbst geschrieben – meine Gedanken, Gefühle notiert, in kleine Bücher, die ich irgendwo im sanften Sonnenlicht öffnete und einfach das in die Zeilen fließen ließ, was ich beobachtete, mich bewegte, beschäftigte… vor allem draußen in der Natur, in unserem Garten. Dort finde ich innere Ruhe, tanke auf, spüre all das, was mich umgibt, ganz intensiv, auch mich.
Neben dem Schreiben liebe ich es, zu fotografieren. Schon als Kind habe ich durch den Sucher geschaut – und weniger gesucht, als gefunden… Ich mag es sehr, Stimmungen einzufangen, die kleinen, feinen Augenblicke, so kostbar. Das wundersame Aufblitzen eines Eiskristalls, der Schimmer des Morgenlichts auf dem gefrorenen Teich, das überwinternde Zusammenrücken einer Gruppe Marienkäfer in unserem Gartenhaus. Es ist für mich immer wieder ein kleines Wunder, diese Ausschnitte zu entdecken, festzuhalten – mit der Kamera, vor allem im Herzen.
Und irgendwann dachte ich – warum nicht andere teilhaben lassen? Vielleicht erfreuen sich Betrachter an den Bildern, Worten… und wenn ich Glück habe, springt ein feiner Funken über.. und für einen Moment ist eine Verbindung da, ein geteilter Gedanke, ein berührendes Fühlen.
Ich habe diesen Blog „Wo sich Fuchs und Hase…“ genannt… nach dem bekannten Spruch „Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen“ – vor dem Hintergrund, dass ich auf dem Land lebe, mit meinem Mann, unseren Tieren, zwischen zwei Bauernhöfen. In unserer Zufahrtsstraße gibt es glücklicherweise keine Straßenbeleuchtung; hier sehen wir im Dunkeln in einer klaren Nacht noch wundervoll die Sterne und den Mond…und tatsächlich huscht immer einmal wieder auf leisen Sohlen ein Fuchs vorbei.
Mit etwas Glück beobachten wir Feldhasen und Kaninchen, leider viel zu wenige, die auf der Wiese nach Nahrung suchen. In meiner Vorstellung – wider besseren Wissens natürlich – leben sie in friedlicher Koexistenz; aber für einen Moment darf man ja träumen.
Auf jeden Fall erscheint mir unser Zuhause hier als eine kleine Zuflucht, etwas abgeschieden vom Rest der Welt, friedlich, ruhig, mit Unterschlupfmöglichkeiten für Wildtiere und dem Heim für uns und unsere Hunde und Katzen, mit denen wir wohnen, voller Dankbarkeit und Freude.
Vielleicht, vielleicht findest gerade einen Augenblick der Ruhe in diesem Blog, möchtest teilhaben an meinen Bildern und Worten zu meinem Erleben dieser kleinen eigenen Welt auf dem Land im Wechsel der Jahreszeiten – und spürst selbst ein bisschen Seelenfrieden, Kraft im Alltag, auch Inspiration. Das wünsche ich mir.