Vorwinterliche Einstimmung, weiß, kalt und sonnig

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Nun ist es so richtig winterlich!

Früh morgens sind die Wiesen reifbedeckt, und hinter dem kahlen Wald geht am roséfarbenen Himmel langsam die Sonne auf, die die weiße Decke schimmern lässt.

Wenn ich das Weidetor zur Schafswiese öffne, fühlen meine Finger das kalte, glatte Metall, frostüberzogen.

Eigentlich müsste ich Handschuhe anziehen, doch so stecke ich die Hände tief in die dicke Wolle unserer fünf Auen, und spüre ihre wollige Wärme.

 

Welch zauberhafte Stimmung, mit den Hunden am Bach spazieren zu gehen!

Der Atem der Collies dampft, das Wasser gluckst, und die Stängel der Stauden und Gräser am Wegesrand zieren kleine zarte Zuckersterne.

Obwohl ich mich mollig warm angezogen habe, ist mir leicht kalt, und ich stecke die Hände tief in die Manteltaschen.

Jeder Schritt knirscht.

 

Ein Rufen, leise, weit über mir!

Oh, da zieht noch ein kleiner Schwarm Wildgänse über den zarten Morgenhimmel hinweg.

Angesichts ihrer Zielstrebigkeit, in der vorwinterlichen Kälte dieses Morgens gen Süden zu ziehen, ist mein eigenes Kältebefinden völlig nichtig.

Ich stelle mir vor, wie die frostige Luft über ihre Schwingen hinweg weht, sie die kalte Luft einatmen, und beharrlich immer weiter schweben.

Haltet durch, kommt gut an.

 

Am 21. November ist unsere Welt in weiß getaucht.

Unaufhörlich rieselten dicke Flocken in der Nacht herab – der erster Schnee begrüßt uns am Morgen.

Es ist der Geburtstag meines Bruders – der Fünfzigste!

Mein Mann und ich haben heute frei – und so liegen wir noch im Bett, als wir ein Ständchen für ihn singen.

Ich muss daran denken, wie mehr als vier Jahrzehnte zuvor das Bett meines Bruders kerzenhell schien, während er noch im Schlafanzug sein Playmobilschiff auspackte.

Wie die Zeit vergeht!

Man kann sie nicht festhalten – aber nutzen.

Bewusst.

Immer wieder einmal innehalten.

Spüren.

Wahrnehmen…

Genießen…

 

Wie wundervoll die kuscheligen Schafe auf der weißen Flur aussehen!

Und im Hintergrund der sanft gefärbte Morgenhimmel!

Ich komme direkt in Weihnachtsstimmung…

 

Ich muss den Tränkeimer im Haus füllen – unsere Leitungen draußen möchte ich lieber nicht betätigen.

Die Schafe bekommen eine neue Ladung Heu- eine leckere Morgenmahlzeit im Schnee.

 

Noch immer tragen die Apfelbaumzweige schmackhafte Früchte – beinahe wie Weihnachtsbaumschmuck anmutend.

Ich pflücke jeden Tag eine Handvoll – für mein Müsli und für unsere Schäfchen.

 

Am kleinen Nussbaum hängt noch ein einzelnes Blatt.

 

Mein  Mann zaubert mir meinen geliebten Latte Macchiato – mit einer feinen Haube Zimt!

Ich stelle den Becher auf der Steinbank ab, die ich begonnen habe zu schmücken.

Da liegt der Jutesack ausgebreitet, der Winter-Kranz lehnt an der Hauswand, und das Paar alte Schlittschuhe liegt zum Dekorieren bereit.

Kater Pius schärft hier erst einmal seine Krallen…

 

Ich genieße die Wärme des herrlichen Getränks, mein Morgenritual, so herrlich wohltuend.

Und so schön anzusehen – die cremigen Farben korrespondierend mit der frostigen Landschaft.

 

Unser Collie Brian leistet uns hier draußen immer gerne Gesellschaft.

Er weiß genau, wann wir mit den Tassen für einen Augenblick nach draußen ziehen.. und will unbedingt mit.

Im Moment ist er in eine Schäferhündin verliebt, die zur Zeit läufig ist, und wir müssen aufpassen, dass er schön hierbleibt.

Später klingt sein melancholisches sanftes Heulen den Berg herab…

Wie kann es sein, dass der ganze November nun vorbei ist?

Wie war das mit dem Innehalten, ganz bewusst?

Und mir wird deutlich: Nicht einen Blogbeitrag habe ich geschrieben!

Diese herrlichen Tage, so rostig, so klar, sternenglänzend und sonnenhell, sie ziehen an mir vorbei...

Vorbei.

Ich erledige, und habe am Abend doch meist das Gefühl, nicht genug geschafft zu haben.

Wie schade...

 

Also setze ich mich heute, endlich, einmal in Ruhe hin, lade meine Fotos des Monats hoch, lasse Erinnerungen ziehen, meine Gedanken fließen.

Wie wohltuend, so still für mich, ganz im Jetzt, ganz in meiner Welt.

Gleich werde ich nach unten gehen, den PC ausstellen, ins warme Wohnzimmer, wo mein Mann gerade am Ofenfeuer sitzt, umgeben von unseren Tieren.

 

Die Schafe liegen im strohweichen Stall, harren aus in dieser klaren dunklen Nacht, die erneut Frost verspricht.

Als wir später noch einmal draußen sind, hören wir leise in der Ferne erneut ein Rufen.

Noch einmal ziehen Wildgänse vorbei - und wir sind ergriffen in dieser klirrendkalten Dunkelheit.

 

Das Winterbild des Orions, gestern erstmals von mir entdeckt, leuchtet über unserem Haus.

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Hier ist er, mein kleiner Blog… und ich bin ein bisschen aufgeregt und gespannt, was sich ergeben wird mit diesem Anfang.

Eigentlich habe ich immer eher für mich selbst geschrieben – meine Gedanken, Gefühle notiert, in kleine Bücher, die ich irgendwo im sanften Sonnenlicht öffnete und einfach das in die Zeilen fließen ließ, was ich beobachtete, mich bewegte, beschäftigte… vor allem draußen in der Natur, in unserem Garten. Dort finde ich innere Ruhe, tanke auf, spüre all das, was mich umgibt, ganz intensiv, auch mich.

Neben dem Schreiben liebe ich es, zu fotografieren. Schon als Kind habe ich durch den Sucher geschaut – und weniger gesucht, als gefunden… Ich mag es sehr, Stimmungen einzufangen, die kleinen, feinen Augenblicke, so kostbar. Das wundersame Aufblitzen eines Eiskristalls, der Schimmer des Morgenlichts auf dem gefrorenen Teich, das überwinternde Zusammenrücken einer Gruppe Marienkäfer in unserem Gartenhaus. Es ist für mich immer wieder ein kleines Wunder, diese Ausschnitte zu entdecken, festzuhalten – mit der Kamera, vor allem im Herzen.

Und irgendwann dachte ich – warum nicht andere teilhaben lassen? Vielleicht erfreuen sich Betrachter an den Bildern, Worten… und wenn ich Glück habe, springt ein feiner Funken über.. und für einen Moment ist eine Verbindung da, ein geteilter Gedanke, ein berührendes Fühlen.

Ich habe diesen Blog „Wo sich Fuchs und Hase…“ genannt… nach dem bekannten Spruch „Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen“ – vor dem Hintergrund, dass ich auf dem Land lebe, mit meinem Mann, unseren Tieren, zwischen zwei Bauernhöfen. In unserer Zufahrtsstraße gibt es glücklicherweise keine Straßenbeleuchtung; hier sehen wir im Dunkeln in einer klaren Nacht noch wundervoll die Sterne und den Mond…und tatsächlich huscht immer einmal wieder auf leisen Sohlen ein Fuchs vorbei.

Mit etwas Glück beobachten wir Feldhasen und Kaninchen, leider viel zu wenige, die auf der Wiese nach Nahrung suchen. In meiner Vorstellung – wider besseren Wissens natürlich – leben sie in friedlicher Koexistenz; aber für einen Moment darf man ja träumen.

Auf jeden Fall erscheint mir unser Zuhause hier als eine kleine Zuflucht, etwas abgeschieden vom Rest der Welt, friedlich, ruhig, mit Unterschlupfmöglichkeiten für Wildtiere und dem Heim für uns und unsere Hunde und Katzen, mit denen wir wohnen, voller Dankbarkeit und Freude.

Vielleicht, vielleicht findest gerade einen Augenblick der Ruhe in diesem Blog, möchtest teilhaben an meinen Bildern und Worten zu meinem Erleben dieser kleinen eigenen Welt auf dem Land im Wechsel der Jahreszeiten – und spürst selbst ein bisschen Seelenfrieden, Kraft im Alltag, auch Inspiration. Das wünsche ich mir.