Nun ist so eine wunderbare Zeit.
Nur langsam wird es morgens heller, fast unmerklich schälen sich einzelne Konturen aus dem dunklen Blau der Nacht.
Ein Buchenzweig vor dem Balkon.
Das Hausdach des Bauernhofes gegenüber.
Über der Hecke seitlich unsers Gartens steht ein zarter Mond, blass und dünn.
Während wir im Bad sind, taucht ein Sonnenaufgang den Waldrand in roséfarbenes Licht.
Die kahlen Bäume erscheinen wie ein filigraner Schattenriss vor dem warmroten Hintergrund.
Jedes Jahr zu dieser Zeit berührt die Morgensonne hier den Waldessaum, während sie sich im Sommer viel weiter seitlich unseres Hauses, nah des alten Obstgärtchens, zu erheben scheint.
Lieb gewonnene Beobachtungen, Abläufe.
Nun ist so eine wunderbare Zeit – und dennoch kann ich im Moment nicht richtig genießen.
Ich frage mich, welche Ziele ich noch erreichen, welche Wünsche ich noch umsetzen möchte.
Und bin in dem, was ich als meine innere Aufgabe sehe, so ängstlich in der tatsächlichen Realisierung.
Oh lieber doch nicht… oh, lieber alles so belassen…
Das macht mich unruhig, denn es lässt sich nicht zurück drängen, was nach Außen möchte, und zugleich fühle ich Spannung und Furcht.
Ich glaube, wenn wir alle einmal richtig alt sind, werden wir uns fragen, warum wir oft so wenig mutig waren.
So selten das umgesetzt haben, was unsere gefühlte Bestimmung ist.
Ich finde Kraft in der Natur, wie jedes Mal.
Die Landschaft ist diesig, tropft von Feuchtigkeit.
Auf der Erde ruht das Laub.
Meine Freundin Steffi meinte während unser Studienzeit einmal, dass es seltsam sei, im nächsten Frühjahr all die Blätter am Boden zu sehen und zu wissen, dass sie ja bereits im letzten Herbst fielen…
Und sie fragte sich, welche Gedanken sie damals beschäftigt hatten – als all das Laub verwehte.
Sie nannte es Gedankenlaub.
Meine Gummistiefel quatschen über schlammige Wege, ich muss aufpassen, nicht auszurutschen.
In anderen Landesteilen liegt Schnee – doch bei uns fällt Regen, immer und immer wieder.
Aber auch diese Momente haben etwas für sich.
Stille. Ruhe.
Nichts, was bunt ins Auge fällt.
Die Ruhe der Landschaft scheint auf mich überzugehen.
Ich gehe gestärkt, und ich spüre Zuversicht, eine Geborgenheit in all dem um mich herum, in mir.
Wie wundervoll der Anblick der zarten Zweige, in denen man Mistelkugeln oder Vogelnester entdeckt.
Der Blick in den bleigrauen Himmel, von den feinen kahlen Baumkronen gerahmt.
Die Erlen umwabert dunstige Schleier.
Zu ihren Füßen - Wurzeln - wird im nächsten Frühjahr hoffentlich wieder die wildwachsende Narzisse blühen, als kleiner warmgelber Tupfer, ein Geschenk für den aufmerksamen Spaziergänger.
Alles hat seine Zeit.
Ein kleiner Vogelschwarm fliegt auf, umkreist die Wipfel der Bäume am Bach, um sich dann erneut niederzulassen, während das dunkle Wasser kraftvoll rauschend unter ihnen hinweg strömt.
Es scheint fast gar nicht hell zu werden.
Als ich Zuhause bin, eine heiße Schokolade trinke und während der frühen Abenddämmerung aus dem Fenster blicke, fliegt ein weißer Reiher über die Kuhweide, dreht ab und überschwebt unser Haus, fast lautlos, wie in Zeitlupe, majestätisch und wunderschön.
Der Herbst ist da... Nicht mehr nur als Ahnung, sondern in voller Pracht. Morgens liegt die Landschaft meist im stillen Dunst. Nur nach und nach kommen Einzelheiten zum Vorschein, wird die Kontur des Waldes sichtbar. Der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit.
Es ist Advent. Meine so geliebte Zeit, seit Kindertagen. Die so still und tief berührt. Eine Kerze anzünden, ganz bewusst. Dabei dem leisen Geräusch des Streichholzes lauschen. Das Zuhause noch ein wenig heimeliger machen.
Nun ist es so richtig winterlich! Früh morgens sind die Wiesen reifbedeckt, und hinter dem kahlen Wald geht am roséfarbenen Himmel langsam die Sonne auf, die die weiße Decke schimmern lässt. Wenn ich das Weidetor zur Schafswiese öffne, fühlen meine Finger das kalte, glatte Metall, frostüberzogen. Eigentlich müsste ich Handschuhe anziehen, doch so stecke ich die Hände tief in die dicke Wolle unserer fünf Auen, und spüre ihre wollige Wärme. Welch zauberhafte Stimmung, mit den Hunden am Bach spazieren zu gehen! Der Atem der Collies dampft, das Wasser gluckst, und die Stängel der Stauden und Gräser am Wegesrand zieren kleine zarte Zuckersterne. Obwohl ich mich mollig warm angezogen habe, ist mir leicht kalt, und ich stecke die Hände tief in die Manteltaschen. Jeder Schritt knirscht.
Welch wundervolles Licht! Nachdem der Morgen oftmals dunstige Schleier zeigt, bricht am Vormittag ganz sachte die milde Sonne durch, löst langsam die Watteschwaden auf und lässt die noch feuchte Landschaft schimmern. Ich habe Ferien, welch Glück, und kann diese wundervollen Oktobertag von Herzen genießen. Einfach ohne Uhr in den Tag gehen, nach dem Gefühl.



Hier ist er, mein kleiner Blog… und ich bin ein bisschen aufgeregt und gespannt, was sich ergeben wird mit diesem Anfang.
Eigentlich habe ich immer eher für mich selbst geschrieben – meine Gedanken, Gefühle notiert, in kleine Bücher, die ich irgendwo im sanften Sonnenlicht öffnete und einfach das in die Zeilen fließen ließ, was ich beobachtete, mich bewegte, beschäftigte… vor allem draußen in der Natur, in unserem Garten. Dort finde ich innere Ruhe, tanke auf, spüre all das, was mich umgibt, ganz intensiv, auch mich.
Neben dem Schreiben liebe ich es, zu fotografieren. Schon als Kind habe ich durch den Sucher geschaut – und weniger gesucht, als gefunden… Ich mag es sehr, Stimmungen einzufangen, die kleinen, feinen Augenblicke, so kostbar. Das wundersame Aufblitzen eines Eiskristalls, der Schimmer des Morgenlichts auf dem gefrorenen Teich, das überwinternde Zusammenrücken einer Gruppe Marienkäfer in unserem Gartenhaus. Es ist für mich immer wieder ein kleines Wunder, diese Ausschnitte zu entdecken, festzuhalten – mit der Kamera, vor allem im Herzen.
Und irgendwann dachte ich – warum nicht andere teilhaben lassen? Vielleicht erfreuen sich Betrachter an den Bildern, Worten… und wenn ich Glück habe, springt ein feiner Funken über.. und für einen Moment ist eine Verbindung da, ein geteilter Gedanke, ein berührendes Fühlen.
Ich habe diesen Blog „Wo sich Fuchs und Hase…“ genannt… nach dem bekannten Spruch „Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen“ – vor dem Hintergrund, dass ich auf dem Land lebe, mit meinem Mann, unseren Tieren, zwischen zwei Bauernhöfen. In unserer Zufahrtsstraße gibt es glücklicherweise keine Straßenbeleuchtung; hier sehen wir im Dunkeln in einer klaren Nacht noch wundervoll die Sterne und den Mond…und tatsächlich huscht immer einmal wieder auf leisen Sohlen ein Fuchs vorbei.
Mit etwas Glück beobachten wir Feldhasen und Kaninchen, leider viel zu wenige, die auf der Wiese nach Nahrung suchen. In meiner Vorstellung – wider besseren Wissens natürlich – leben sie in friedlicher Koexistenz; aber für einen Moment darf man ja träumen.
Auf jeden Fall erscheint mir unser Zuhause hier als eine kleine Zuflucht, etwas abgeschieden vom Rest der Welt, friedlich, ruhig, mit Unterschlupfmöglichkeiten für Wildtiere und dem Heim für uns und unsere Hunde und Katzen, mit denen wir wohnen, voller Dankbarkeit und Freude.
Vielleicht, vielleicht findest gerade einen Augenblick der Ruhe in diesem Blog, möchtest teilhaben an meinen Bildern und Worten zu meinem Erleben dieser kleinen eigenen Welt auf dem Land im Wechsel der Jahreszeiten – und spürst selbst ein bisschen Seelenfrieden, Kraft im Alltag, auch Inspiration. Das wünsche ich mir.