Wenn ich an glückliche sinnliche Momente in meinem Leben zurück denke, haben sie zu einem nicht unwesentlichen Teil mit Wasser zu tun. Und ich glaube, dies geht vielen Menschen so - Dir vielleicht auch? An einem Bach oder See-Ufer spontan die Schuhe ausziehen, auch wenn es ein bisschen Mühe bereiten mag... (Wo stelle ich sie hin? Meine Socken werden nass und schmutzig. Und dann: Ein bisschen unkoordiniert auf einem Bein herumhüpfen... ) Aber so umständlich das Ganze auch erscheinen mag: egal! Denn wenn die Füße erst einmal das kühle Wasser fühlen, die umfließende Bewegtheit, den Untergrund mit runden Kieseln oder weichem Sand - dann hat sich alles gelohnt. In diesem Augenblick gibt es nur Fühlen...
Weitere Tage voller Licht und Wärme, ein scheinbar unendlicher Sommer. Nur in den frühen Morgenstunden fällt ein sanfter Regen - so willkommen für die Natur benetzt er hängende Blüten, trockene Gräser, den sich bereits aufheizenden Asphalt. Über Tag sucht alles den Schatten... Die Kühe liegen wiederkäuend unter einem Baum, die Katzen schlafen unter Büschen und Bänken, die Hunde träumen am liebsten im Haus.
Die Ferien sind zu Ende, aber das Sommergefühl hält dank des heißen, beständigen Wetters an. Schon morgens kann ich im dünnen Kleid losziehen - vom warmen Wind empfangen, als wir am Bach vorbei laufen, hinter dem gerade die Sonne aufgeht - langsam und ungerührt. Als wir nach Westen abbiegen eröffnet sich ein anderes Bild voller Schönheit: der blasse Mond steht am Morgenhimmel; ein stummer Wächter über der Landschaft. Gestern war er ganz rund und voll. Er begleitet uns auf unserem Weg, langsam verblassend, sich scheinbar im dunstigen Blau der Morgenstille auflösend. Diese friedliche Zeit mit den Hunden, immer einmal wieder von Katzen begleitet, schenkt mir Freude und innere Kraft. Was auch immer noch kommt - diese Augenblicke draußen, im einträchtigen Zusammensein mit den Tieren, eingetaucht in die Natur, kann mir niemand mehr nehmen. Ich trage sie in mir, tief und leuchtend.
Die warmen Tage schenken uns so viel Freude, auch wenn wir wissen, dass es viel zu trocken ist. Schon morgens kann man nur in leichter Sommerkleidung losziehen, den lauen Wind spüren, durch den die Libellen auf dem Weg nach unten ihre schnelle Bahnen ziehen. Das Sonnenlicht lässt die weiße Rosenpracht leuchten, wirft filigrane Blütenschattenmuster auf die Zinkwanne und zaubert sich sacht wiegende Blätterspiele auf die Steinplatten, die sich bereits langsam aufwärmen. Unsere Tiere suchen sich kühle Fleckchen, auf denen sie ruhen - nur Kater Peterchen, der Kleinste, hüpft noch durch die Morgenstunden, bevor auch er sich auf einem Holzstuhl im Hausschatten niederlässt - wenigstens für einen Moment. Nach einem langen Tag ist es wunderbar, sich hier wieder zurückziehen zu können, in die Abgeschiedenheit und Ruhe, in die geborgene Zuhause-Friedlichkeit. Die Natur um uns herum, all das, was ich hier liebe, anschauen, hören, riechen, fühlen zu können.
Die Sonne scheint weiter, es bleibt so sommerlich warm - und trocken. Ich bügele im Schatten, die Füße stehen nackt auf den kühlen Steinplatten - und denke bei den Kleidungsstücken an unsere Urlaubstage, die wenigen, die wir zusammen verreist waren. Das Poloshirt hatte mein Mann dort an...Da mein Kleid, das ich am Abend trug... Und in einer Hosentasche steckt noch, schön gefaltet und unversehrt, ein schwarzer Stoffmundschutz, den wir auf einem Ausflugsschiff kaufen mussten. Ach... ich denke noch immer an diese Momente zurück, leicht, unbeschwert, umsorgt; wir zwei mit den Hunden und zusammen in fröhlicher Gemeinschaft mit meinem Vater , meinem Bruder und seiner Familie. Heute vor einer Woche... Heute vor zwei Wochen...
Wie kann es sein, dass plötzlich nur noch so wenige freie Tage übrig sind, noch fünf, vier, drei... Oh, wie gerne möchte ich sie noch ein bisschen festhalten, die Gedanken an das "Danach" aufschieben. Ich sollte dankbarer sein, ich weiß... Ich darf mit jungen Menschen arbeiten, habe eine sichere Stelle... und doch - ich gebe es zu, ich kann sie jedes Mal nur schwer loslassen, meine Ferien. Ein neuer Stundenplan, das Gewusel der Kollegen am ersten Tag, die ganze Hektik, der Druck... Ganz bewusst versuche ich mich auf das zu fokussieren, was mir gut tut... Aber leicht ist es nicht, ist es nie. Ich genieße die Natur hier um so mehr, auskostend. Das warme Wetter hält an, selten unterbrochen durch einen sanften, rauschenden Landregen, der den frischen Himmel auf dem dann glänzenden Asphaltweg spiegelt, das Basaltpflaster, auf dem Katze Blacky mit uns läuft, dunkel schimmern lässt. Ich gehe mit den Hunden über abgeerntete Kornfelder; nur der Mais steht noch, und seine langen Blätter rascheln seicht im warmen Wind.
Hier ist er, mein kleiner Blog… und ich bin ein bisschen aufgeregt und gespannt, was sich ergeben wird mit diesem Anfang.
Eigentlich habe ich immer eher für mich selbst geschrieben – meine Gedanken, Gefühle notiert, in kleine Bücher, die ich irgendwo im sanften Sonnenlicht öffnete und einfach das in die Zeilen fließen ließ, was ich beobachtete, mich bewegte, beschäftigte… vor allem draußen in der Natur, in unserem Garten. Dort finde ich innere Ruhe, tanke auf, spüre all das, was mich umgibt, ganz intensiv, auch mich.
Neben dem Schreiben liebe ich es, zu fotografieren. Schon als Kind habe ich durch den Sucher geschaut – und weniger gesucht, als gefunden… Ich mag es sehr, Stimmungen einzufangen, die kleinen, feinen Augenblicke, so kostbar. Das wundersame Aufblitzen eines Eiskristalls, der Schimmer des Morgenlichts auf dem gefrorenen Teich, das überwinternde Zusammenrücken einer Gruppe Marienkäfer in unserem Gartenhaus. Es ist für mich immer wieder ein kleines Wunder, diese Ausschnitte zu entdecken, festzuhalten – mit der Kamera, vor allem im Herzen.
Und irgendwann dachte ich – warum nicht andere teilhaben lassen? Vielleicht erfreuen sich Betrachter an den Bildern, Worten… und wenn ich Glück habe, springt ein feiner Funken über.. und für einen Moment ist eine Verbindung da, ein geteilter Gedanke, ein berührendes Fühlen.
Ich habe diesen Blog „Wo sich Fuchs und Hase…“ genannt… nach dem bekannten Spruch „Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen“ – vor dem Hintergrund, dass ich auf dem Land lebe, mit meinem Mann, unseren Tieren, zwischen zwei Bauernhöfen. In unserer Zufahrtsstraße gibt es glücklicherweise keine Straßenbeleuchtung; hier sehen wir im Dunkeln in einer klaren Nacht noch wundervoll die Sterne und den Mond…und tatsächlich huscht immer einmal wieder auf leisen Sohlen ein Fuchs vorbei.
Mit etwas Glück beobachten wir Feldhasen und Kaninchen, leider viel zu wenige, die auf der Wiese nach Nahrung suchen. In meiner Vorstellung – wider besseren Wissens natürlich – leben sie in friedlicher Koexistenz; aber für einen Moment darf man ja träumen.
Auf jeden Fall erscheint mir unser Zuhause hier als eine kleine Zuflucht, etwas abgeschieden vom Rest der Welt, friedlich, ruhig, mit Unterschlupfmöglichkeiten für Wildtiere und dem Heim für uns und unsere Hunde und Katzen, mit denen wir wohnen, voller Dankbarkeit und Freude.
Vielleicht, vielleicht findest gerade einen Augenblick der Ruhe in diesem Blog, möchtest teilhaben an meinen Bildern und Worten zu meinem Erleben dieser kleinen eigenen Welt auf dem Land im Wechsel der Jahreszeiten – und spürst selbst ein bisschen Seelenfrieden, Kraft im Alltag, auch Inspiration. Das wünsche ich mir.