Letzter Schultag! Es liegt ein besonderes Gefühl in der Luft, dieser besondere Gedanke an ein letztes Mal... für so lange. Ein letztes Mal vor dem Losfahren zur Schule spazieren gehen. Ein letztes Mal am Bäcker meinen Vor-dem Unterrichtsbeginn-Kaffee genießen. (Natürlich habe ich ein kleine Sommer-Geschenk für die lieben Bäckerei-Mitarbeiterinnen, die mich übrigens, wie überall heute, mit: "Letzter Schultag, Anja!!!" begrüßen.) "Jaaaa, letzter Schultag!", das rufe auch ich den Schülern zu, die wie gewohnt mit ihren Handys vor dem Gebäude auf der langen Mauer sitzen, als ich zum Schul-Eingang komme. Ein letztes Mal in den Klassenraum gehen - bereits so früh am Tag ist er sonnenwarm. Auf meinem Tisch im Lehrerzimmer liegen einige kleine Präsente und Briefchen, wie liebevoll.
Schon lange hatte ich mir vorgenommen, am Morgen des 21. Junis noch vor Sonnenaufgang spazieren zu gehen. Auch wenn ich deshalb eine halbe Stunde früher aufstehen muss als sonst, fiel es mir nicht schwer. Und so spazierte ich den trockenen, erdigen Weg durch die Felder, den Duft der Wiesen in der Nase, während die ersten sanften Sonnenstrahlen des neuen Tages die Landschaft fluten, der der Längste und Hellste des Jahres werden wird.
Es bleibt so vor-sommerlich mild, wobei die Temperaturen sogar noch klettern. Diese Tage umarmen die Seele mit ihrer Wärme, Helligkeit, Düften und Blütenkraft. Früh morgens schon kann ich im T-Shirt laufen, der trockene Boden federnd unter meinen Füßen. Wie herrlich das frühe Licht schimmert - auf dem Fell der Collies, auf den Heu-Wiesen und auf dem Feldweg, dessen Steinchen am Boden zwischen den vom Anhänger herabgefallenen Grasfitzel glitzern.
Alles, alles duftet. Unsere Nachbarn mähen, wenden... und der herrliche Geruch des im Sonnenlicht trocknenden Grases liegt in der Luft. Die Schwalben sausen über die weiten Reihen des Heus, der Fuchs stromert darin herum, und unsere Katzen warten geduldig an freigelegten Mauselöchern. Kater Peterchen streckt seine Nase tief in die Gräser, als könne er sich nicht satt riechen an dem wunderbaren Duft. Er stolziert an den aufgeschichteten Reihen entlang, duckt sich, springt, kugelt sich herum und streckt sich schließlich ganz lang aus. Ich kann es ihm nachfühlen, diesen Wunsch, das duftende Gras aufzunehmen, sich hinein zu betten, im wunderbaren Sonnenschein.
Fast jeder Junitag beginnt leuchtend. Ich gehe beglückt auf vogelumzwitscherten Wegen, vorbei an den sich sanft wiegenden Kornfelder, an hohen Halmen, vom ersten Sonnenlicht beschienen. Gegen Mittag setzt meist Regen ein. Fast lautlos und weich tränkt er die Natur, welch Segen.
Welch Geschenk diese ersten Tage im Juni - so voller Wachstum, Wärme, Sommergefühl. Ich möchte sie auskosten, im Vogelgezwitscher baden, die milde Luft atmen, die Gräser fühlen, im sanften Windhauch nickend. Ich möchte meine Füße ins Teichwasser tauchen, die warmen Terrassensteine unter nackten Sohlen spüren, auf der Natursteinmauer sitzen, die die Sonnenstrahlen des Tages speichert. Ich möchte den Duft der ersten Lavendelblüten aufnehmen, den Geruch des Thymians, an südliche Gefilde erinnernd, Urlaubsgefühle wachrufend. Und so sind wir draußen, so viel es nur geht, vom ersten Morgenlicht an, das die Landschaft weckt, die stillen Spazierwege schimmernd vor uns.
Nach Tagen voller Wärme, Sonnenschein und Regenschauern habe ich das Gefühl, die Natur wuchert... Im Tal ist der Bach fast zugewachsen; Schafgarbe, Wilde Möhre und Gräser wiegen sich im sanften Wind. Wenn ich am Morgen mit den Hunden spazieren gehe, begleiten uns die Katzen, deren Fell im Sonnenlicht schimmert. Es ist ganz still. Nur das Zwitschern eines Buchfinks ist zu vernehmen - für einen Augenblick überlagert von dem Rufen der Gänse, sie queren den hellblauen Himmel und ziehen Richtung Westen, wo die Gerstenfelder bereits üppig wachsen, der Sommer naht...
Hier ist er, mein kleiner Blog… und ich bin ein bisschen aufgeregt und gespannt, was sich ergeben wird mit diesem Anfang.
Eigentlich habe ich immer eher für mich selbst geschrieben – meine Gedanken, Gefühle notiert, in kleine Bücher, die ich irgendwo im sanften Sonnenlicht öffnete und einfach das in die Zeilen fließen ließ, was ich beobachtete, mich bewegte, beschäftigte… vor allem draußen in der Natur, in unserem Garten. Dort finde ich innere Ruhe, tanke auf, spüre all das, was mich umgibt, ganz intensiv, auch mich.
Neben dem Schreiben liebe ich es, zu fotografieren. Schon als Kind habe ich durch den Sucher geschaut – und weniger gesucht, als gefunden… Ich mag es sehr, Stimmungen einzufangen, die kleinen, feinen Augenblicke, so kostbar. Das wundersame Aufblitzen eines Eiskristalls, der Schimmer des Morgenlichts auf dem gefrorenen Teich, das überwinternde Zusammenrücken einer Gruppe Marienkäfer in unserem Gartenhaus. Es ist für mich immer wieder ein kleines Wunder, diese Ausschnitte zu entdecken, festzuhalten – mit der Kamera, vor allem im Herzen.
Und irgendwann dachte ich – warum nicht andere teilhaben lassen? Vielleicht erfreuen sich Betrachter an den Bildern, Worten… und wenn ich Glück habe, springt ein feiner Funken über.. und für einen Moment ist eine Verbindung da, ein geteilter Gedanke, ein berührendes Fühlen.
Ich habe diesen Blog „Wo sich Fuchs und Hase…“ genannt… nach dem bekannten Spruch „Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen“ – vor dem Hintergrund, dass ich auf dem Land lebe, mit meinem Mann, unseren Tieren, zwischen zwei Bauernhöfen. In unserer Zufahrtsstraße gibt es glücklicherweise keine Straßenbeleuchtung; hier sehen wir im Dunkeln in einer klaren Nacht noch wundervoll die Sterne und den Mond…und tatsächlich huscht immer einmal wieder auf leisen Sohlen ein Fuchs vorbei.
Mit etwas Glück beobachten wir Feldhasen und Kaninchen, leider viel zu wenige, die auf der Wiese nach Nahrung suchen. In meiner Vorstellung – wider besseren Wissens natürlich – leben sie in friedlicher Koexistenz; aber für einen Moment darf man ja träumen.
Auf jeden Fall erscheint mir unser Zuhause hier als eine kleine Zuflucht, etwas abgeschieden vom Rest der Welt, friedlich, ruhig, mit Unterschlupfmöglichkeiten für Wildtiere und dem Heim für uns und unsere Hunde und Katzen, mit denen wir wohnen, voller Dankbarkeit und Freude.
Vielleicht, vielleicht findest gerade einen Augenblick der Ruhe in diesem Blog, möchtest teilhaben an meinen Bildern und Worten zu meinem Erleben dieser kleinen eigenen Welt auf dem Land im Wechsel der Jahreszeiten – und spürst selbst ein bisschen Seelenfrieden, Kraft im Alltag, auch Inspiration. Das wünsche ich mir.