So langsam geht der Mai zu Ende... und irgendwie fühle ich dieses Jahr Wehmut dabei. Der Beginn dieses Wonne-Monats ist immer so besonders - die Erinnerung an die kleinen Maiglöckchensträuße, der Tanz in den Mai natürlich, das Schmücken mit Maibäumen. Und nun heißt es Abschied nehmen, der Juni naht und damit der Sommerbeginn... Nach dem letzten Regen ist es nun etwas kühler und windiger. Die Rosenpracht nickt im Luftzug vor einem graublauen Wolkenhimmel, der wie reingewaschen aussieht; ihr Duft erfüllt unseren Garten. Alles blüht, wächst und wuchert. Die Steintreppe und das Pflaster hat mein Mann noch vor Kurzem gesäubert - wir spritzen nicht - und nun grünt es hier bereits wieder. Kleinere Pflanzen wie der Bärlauch oder eine junge Azalee verschwinden mittlerweile unter hohen Farnwedeln, aufgeschossenen Knoblauchsrauken und hohen Gräsern. Ich weiß noch so gut, wie sich die ersten Farne "entkringelt" haben - und nun stehen sie wunderschön hoch wie richtige Büsche; dazwischen der sanftgelbe Schimmer der ersten Frauenmantelblüten.
Nach den vorsommerlichen Wochen, trocken und warm, sind nun Gewitter angekündigt, verbunden mit Starkregen und heftigen Böen. Auf meiner Heimfahrt gen Westen ist der Himmel dunkel. Das Auto ruckelt im Wind, der Regen prasselt, die Scheibenwischer sind auf Stufe drei. Schwupp - fort sind die Blütenberge auf der Windschutzscheibe, der grüne Bezug... Als ich zu Hause ankomme, ist der Schauer schon vorbei. Die Natur scheint zu atmen, feucht und froh.
Die Natur schwelgt in ihrem Wachstum, so dicht und grün und üppig. Auch wenn ich ganz früh losgehe - es ist bereits hell. Sanftgolden liegt der staubige Feldweg vor uns, still und weit die Landschaft - noch für uns ganz allein. Der Bach im kleinen Tal, dessen Wasserstand niedrig ist und nur noch die Hundepfoten bedeckt, wenn die drei Collies eine Abkühlung möchten, ist kaum noch auszumachen, so herrlich hoch steht das Wiesengras am Ufersaum. Ich nehme ein paar Stängel der Schafsgarbe mit. Die Sonne blendet, die Hunde hecheln, die Luft ist erfüllt von schwebenden Pollen.
Die vor-sommerlichen Tage fließen dahin, blütenduftdurchtränkt. Ich genieße das freie Wochenende, süßes Nichtstun, Seele-baumeln-lassen. Blicke ich aus dem Fenster nach Osten, schaue ich auf die jungen Kühe, ruhend im Sommerwind, wiederkäuend, sich gegenseitig leckend, träumend, umgeben vom Flug der Schwalben. Ich gehe über unsere Wiese, spüre die Gräser zwischen den Zehen, die langen Halme an meinen Waden, die sonnenwarmen Steine des Weges. Das Wasser des Teichs in der flachen Zone ist unerwartet warm; eine Kaulquappe schwimmt an meinen Füßen vorbei. Ich lege mich auf die Liege, die ich nah an den Zaun geschoben habe, lasse den Blick schweifen, genieße den herrlichen Wind.
Oh wie wunderbar die frühen Spaziergänge vor Sonnenaufgang. Meine Schritte federnd auf dem erdigen Weg, die milde Luft von Vogelstimmen erfüllt, am Himmel ein Hauch Morgenrot. Oft begleitet von Pius und Blacky, die den Hunden und mir folgen, aufmerksam und aufgeregt. Der Fuchs schleicht unbemerkt den Hang hinunter, bahnt sich seinen Weg zwischen den schlafenden Kühen nach unten zum Bach. Noch ist die Welt so voller Stille. Auf dem Rückweg geht die Sonne auf, lässt die Kastanienblüten wie Kerzen leuchten. Mein liebt diese Zeit besonders, möchte sie festhalten, bewahren. Auf dem Pflaster liegen bereits die ersten Blüten, fein und leicht wie Krepp-Papierknöllchen.
Wochenende! Nach einem frühen Spaziergang, begleitet von Pius und Blacky, vorbei an den neugierigen Kühen, die ein Stück am Zaun mitgehen, untermalt vom Schnattern der Nilgänse auf der Pferdekoppel und den Flug des Reihers beobachtend, genießen wir einen Moment auf der Bank. Mein Mann hat die Meisenknödel und das Futterhaus aufgefüllt - und groß ist wie jeden Tag die Resonanz. Wir trinken den Kaffee und die heiße Schokolade, erfreuen uns am Gezwitscher, dem friedlichen Morgen ohne wegfahren zu müssen, ohne Termine. Wir haben zwar eine Erledigungsliste im Kopf, aber jetzt, jetzt sitzen wir einfach nur da, die Ruhe des Morgens aufnehmend.
Unsere Nachbarn machen Heu. Den Nachmittag über, der unglaublich warm ist heute, vernehme ich das monotone Traktorengeräusch, das sich mit dem Gezwitscher der Vögel mischt. Über der Wiese tanzen die Mücken, verfolgt von munteren Schwalben. Der Duft des frischen Grases... eine Erinnerung... Sommerliches Glücksgefühl, als Kind erlebt, in meinen langen Ferien, auf einem Reiterhof. Scheinbar unendliche Zeit voller Wärme, mit erdigen Wegen zwischen den Feldern, einem weiten blauen Himmel...
Gestern Abend fiel noch feiner Nieselregen, in den Teich wabernde Kreise zeichnend, während sich das Entenpaar am Ufer putzte. Die feuchte Luft so mild und klar. Ein sanftes Leuchten am Abendhimmel als pastellfarbene Kulisse für Blütenblätter, die ihren Duft verströmen. Erste Pusteblumen, von zarten Tropfen benetzt, die Dämmerung durchscheinend. Noch sind die Samenbällchen vollständig, so zauberhaft transparent... feinste, weiche Lichtkugeln. Von Ferne klingt Musik... Irgendwo in der Nähe tanzen Menschen in die Nacht, Walpurgisnacht, hoffentlich warm genug gekleidet - es ist kühl. Erster Mai...
Hier ist er, mein kleiner Blog… und ich bin ein bisschen aufgeregt und gespannt, was sich ergeben wird mit diesem Anfang.
Eigentlich habe ich immer eher für mich selbst geschrieben – meine Gedanken, Gefühle notiert, in kleine Bücher, die ich irgendwo im sanften Sonnenlicht öffnete und einfach das in die Zeilen fließen ließ, was ich beobachtete, mich bewegte, beschäftigte… vor allem draußen in der Natur, in unserem Garten. Dort finde ich innere Ruhe, tanke auf, spüre all das, was mich umgibt, ganz intensiv, auch mich.
Neben dem Schreiben liebe ich es, zu fotografieren. Schon als Kind habe ich durch den Sucher geschaut – und weniger gesucht, als gefunden… Ich mag es sehr, Stimmungen einzufangen, die kleinen, feinen Augenblicke, so kostbar. Das wundersame Aufblitzen eines Eiskristalls, der Schimmer des Morgenlichts auf dem gefrorenen Teich, das überwinternde Zusammenrücken einer Gruppe Marienkäfer in unserem Gartenhaus. Es ist für mich immer wieder ein kleines Wunder, diese Ausschnitte zu entdecken, festzuhalten – mit der Kamera, vor allem im Herzen.
Und irgendwann dachte ich – warum nicht andere teilhaben lassen? Vielleicht erfreuen sich Betrachter an den Bildern, Worten… und wenn ich Glück habe, springt ein feiner Funken über.. und für einen Moment ist eine Verbindung da, ein geteilter Gedanke, ein berührendes Fühlen.
Ich habe diesen Blog „Wo sich Fuchs und Hase…“ genannt… nach dem bekannten Spruch „Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen“ – vor dem Hintergrund, dass ich auf dem Land lebe, mit meinem Mann, unseren Tieren, zwischen zwei Bauernhöfen. In unserer Zufahrtsstraße gibt es glücklicherweise keine Straßenbeleuchtung; hier sehen wir im Dunkeln in einer klaren Nacht noch wundervoll die Sterne und den Mond…und tatsächlich huscht immer einmal wieder auf leisen Sohlen ein Fuchs vorbei.
Mit etwas Glück beobachten wir Feldhasen und Kaninchen, leider viel zu wenige, die auf der Wiese nach Nahrung suchen. In meiner Vorstellung – wider besseren Wissens natürlich – leben sie in friedlicher Koexistenz; aber für einen Moment darf man ja träumen.
Auf jeden Fall erscheint mir unser Zuhause hier als eine kleine Zuflucht, etwas abgeschieden vom Rest der Welt, friedlich, ruhig, mit Unterschlupfmöglichkeiten für Wildtiere und dem Heim für uns und unsere Hunde und Katzen, mit denen wir wohnen, voller Dankbarkeit und Freude.
Vielleicht, vielleicht findest gerade einen Augenblick der Ruhe in diesem Blog, möchtest teilhaben an meinen Bildern und Worten zu meinem Erleben dieser kleinen eigenen Welt auf dem Land im Wechsel der Jahreszeiten – und spürst selbst ein bisschen Seelenfrieden, Kraft im Alltag, auch Inspiration. Das wünsche ich mir.