Als ich an einem Morgen einen Eimer ins Teichwasser tauche, um damit eine neue Pflanze in der Nähe zu gießen, halte ich inne: am Uferrand ein schwarzes Zappeln und Schwänzeln! Unzählige Kaulquappen schwimmen hier am flachen Saum, zu dieser Zeit von der Sonne beschienen, offensichtlich die Wärme des flachen Wassers suchend. Oh welch Freude, den Nachwuchs so voller Lebendigkeit zu betrachten!
Nach vielen Sonnenscheintagen hat es über Nacht leicht geregnet, der Natur sehr willkommen; im ersten Morgenlicht schweben Dunstschwaden über der Wiese. Die Luft ist wunderbar klar und frisch; der Geruch der Obstbaumblüten mischt sich mit dem Duft des gestern am Abend noch gemähten Grases.
Die letzten Tage der Ferien... die letzten Tage des Aprils... Ich versuche, noch ein bisschen von den Vorhaben zu erledigen, die ich eigentlich hatte umsetzen wollen (Steuererklärung, Fenster putzen, Ordner sortieren, Wäscheberg bügeln), was ich immerhin draußen mache. Ich erfreue mich so sehr an all dem, was so zauberhaft grünt blüht... die Löwenzähne, natürlich, die fröhlichen Ranunkeln, die Tulpen am Eingangstor, die zarten Hornveilchen in der Zinkwanne, die allerdings neu gekauft sind. Mein Mann entdeckt die erste Blüte der Glyzinie - bald wird sie ihren wundervollen Duft verströmen. Der kleine Nussbaum, ein Geschenk meiner Eltern, bei ihnen ursprünglich von einem Eichhörnchen gepflanzt, zeigt seine Blättchen, von Hundehaar garniert. Und unser kleiner Weihnachtsbaum, der ganz oben im Garten wächst, trägt neuerdings kleine Zapfen.
Das letzte Ferienwochenende bricht an, begleitet von ein wenig Wehmut, wie immer. Wir genießen unsere kleinen Rituale und Freuden - Milchkaffee, heiße Schokolade (mit geschmolzenem Osterschoki-Hasen), Muße für den Garten, einen Spaziergang, einen Kuchen im Freien haben, mit Ruhe und innerem Frieden. So langsam den Osterschmuck abhängen, ein bisschen Ordnung schaffen, vorbereiten, die Tasche für nächste Woche packen. Noch ist ein bisschen freie Zeit...
Oh wie gerne möchte ich diese Tage festhalten, nur ein bisschen. Keine Termine, keine Hast. In Ruhe öffnen wir kleine Osterpräsente, lese ich liebe Karten und Briefe. Allein der Anblick erfreut das Herz. So gedankenvoll ausgewählte Motive - ein Zaunkönig, ein Foto mit unzähligen Spatzen in der Hecke - selbst aufgenommen. Von meinen Nichten gezeichnete Hasenkarten. Alles schöner als gekauft.
Karfreitag. Wir haben beide frei, genießen es, ohne Wecker einschlafen, ohne von Außen vorgegebenes „Programm“ wachwerden zu können. Wir gehen gemeinsam zum Sonnenaufgang spazieren, durch eine dunstig stille Landschaft - die Welt scheint noch zu träumen. Wie wunderbar, diese Schritte nur für uns zu genießen, die Hunde um uns, die ersten Strahlen zu sehen, zu fühlen, die durch die Nebelschleier schimmern. Kein Mensch ist unterwegs. Wir trinken eine heiße Schokolade (mein Mann) und einen Kaffee (ich) inmitten des morgendlichen Vogelgezwitschers, während der Tag erwacht. Auf der Wiese glitzert der Tau; die Gänseblümchen, deren feine Blüten noch geschlossen sind, ziert eine feine Girlande aus Tropfen.
Die Ostertage stehen bevor- das Wetter ist herrlich sonnig, wie bestellt. Die Natur scheint wie im Zeitraffer aufzublühen - aus Knospen werden Blüten, Blätter entfalten sich, Zweige recken sich dem hellen Licht empor. Wenn ich mit dem Auto losfahre, wirbeln weiße Blütenblätter der Sauerkirsche, die zuvor die Frontscheibe bedeckten. Unterwegs öffne ich das Fenster, um den Duft der Rapsblüte einzuatmen - ich liebe ihn schon immer. Ich genieße es, freie Zeit zu haben, ohne Zeitdruck einen Spaziergang zu unternehmen, durch die Natur zu streifen - meine Uhr liegt im Haus. Heute früh begleiten uns Pius und Blacky auf dem Weg am Bach entlang - schwarzes und weißes Fell im Morgenlicht. Auf dem Weg nehme ich eine Feder mit, die mir quasi in die Hände fällt, und ein Stückchen Rinde am Fuß einer Birke. Am Tor wartet unser kleinster Kater auf uns, und Peterchen begrüßt alle Hunde, als seien wir tagelang fort gewesen.
Oh, so sehr genieße ich diese Zeit - voller Freiheit und Frühlingsgefühle. Am frühen Morgen zeigt sich die Natur noch dunstig-verträumt, doch die Wärme, die der Tag bringen wird, ist bereits zu erahnen. Als ich die Stufen hinab gehe, sehe ich eine Schnecke mit Haus, die in ihrem ureigenen Tempo gleichmäßig einen Stein hinab kriecht, die Fühler weit ausgestreckt. Über uns singt ein Zilp Zalp sein bekanntes Lied. Die Schafwiese, an deren Grenze der Bach sanft murmelnd vorbei fließt, glitzert taunass. Die cremefarbenen Blüten eines einzelnen Obstbaumes schimmern vor dem lichten Wald, neben dem am Horizont gerade die Kühe aufstehen.
Der April macht seinem Ruf Ehre - er macht, was er will... Der Schneefall am Wochenende erscheint mir nun, da alles wieder grün leuchtet und die Sonne lacht, fast unwirklich... Mein Patenkind schrieb mir so treffend und zugleich poetisch in einer Nachricht: "Bei uns war der Schnee gestern am Nachmittag schon wieder weg, wie im Traum, als wäre nie etwas gewesen..." Als ich morgens früh mit den Hunden spazieren war und an der Kuhweide (ohne Kühe - sie waren während er Schneezeit im Stall -) vorbei kam, leuchtete im Halbdunkeln ein weißer kleiner Fleck auf der nun wieder grünen Wiese. Ich dachte sofort: "Oh, einer unserer Kater ist schon unterwegs..." - um dann zu realisieren: das ist das letzte Fitzelchen Schnee, der winzige Rest des ehemals stattlichen Schneemanns! Auch das gehörte für mich als Kind zum Winter: das Bauen mit Schnee, das Bewundern... um dann Tag für Tag das sukzessive Verschwinden wahrzunehmen, das Zusammenschrumpfen auf wenige weiße Kugeln, Mini-Schneehäufchen... bis zuletzt nichts mehr an die einstige Pracht erinnerte. Seitdem wechselndes Wetter...
Plopp, plopp, plopp... das sanfte Geräusch der Tropfen des Schmelzwassers läutet den Morgen ein. Ich sitze auf der kleinen Bank am Haus, die Decke, gestern noch eingeschneit, ist wieder getrocknet und wunderbar sonnenwarm.



Hier ist er, mein kleiner Blog… und ich bin ein bisschen aufgeregt und gespannt, was sich ergeben wird mit diesem Anfang.
Eigentlich habe ich immer eher für mich selbst geschrieben – meine Gedanken, Gefühle notiert, in kleine Bücher, die ich irgendwo im sanften Sonnenlicht öffnete und einfach das in die Zeilen fließen ließ, was ich beobachtete, mich bewegte, beschäftigte… vor allem draußen in der Natur, in unserem Garten. Dort finde ich innere Ruhe, tanke auf, spüre all das, was mich umgibt, ganz intensiv, auch mich.
Neben dem Schreiben liebe ich es, zu fotografieren. Schon als Kind habe ich durch den Sucher geschaut – und weniger gesucht, als gefunden… Ich mag es sehr, Stimmungen einzufangen, die kleinen, feinen Augenblicke, so kostbar. Das wundersame Aufblitzen eines Eiskristalls, der Schimmer des Morgenlichts auf dem gefrorenen Teich, das überwinternde Zusammenrücken einer Gruppe Marienkäfer in unserem Gartenhaus. Es ist für mich immer wieder ein kleines Wunder, diese Ausschnitte zu entdecken, festzuhalten – mit der Kamera, vor allem im Herzen.
Und irgendwann dachte ich – warum nicht andere teilhaben lassen? Vielleicht erfreuen sich Betrachter an den Bildern, Worten… und wenn ich Glück habe, springt ein feiner Funken über.. und für einen Moment ist eine Verbindung da, ein geteilter Gedanke, ein berührendes Fühlen.
Ich habe diesen Blog „Wo sich Fuchs und Hase…“ genannt… nach dem bekannten Spruch „Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen“ – vor dem Hintergrund, dass ich auf dem Land lebe, mit meinem Mann, unseren Tieren, zwischen zwei Bauernhöfen. In unserer Zufahrtsstraße gibt es glücklicherweise keine Straßenbeleuchtung; hier sehen wir im Dunkeln in einer klaren Nacht noch wundervoll die Sterne und den Mond…und tatsächlich huscht immer einmal wieder auf leisen Sohlen ein Fuchs vorbei.
Mit etwas Glück beobachten wir Feldhasen und Kaninchen, leider viel zu wenige, die auf der Wiese nach Nahrung suchen. In meiner Vorstellung – wider besseren Wissens natürlich – leben sie in friedlicher Koexistenz; aber für einen Moment darf man ja träumen.
Auf jeden Fall erscheint mir unser Zuhause hier als eine kleine Zuflucht, etwas abgeschieden vom Rest der Welt, friedlich, ruhig, mit Unterschlupfmöglichkeiten für Wildtiere und dem Heim für uns und unsere Hunde und Katzen, mit denen wir wohnen, voller Dankbarkeit und Freude.
Vielleicht, vielleicht findest gerade einen Augenblick der Ruhe in diesem Blog, möchtest teilhaben an meinen Bildern und Worten zu meinem Erleben dieser kleinen eigenen Welt auf dem Land im Wechsel der Jahreszeiten – und spürst selbst ein bisschen Seelenfrieden, Kraft im Alltag, auch Inspiration. Das wünsche ich mir.